Tutorial: Wassertropfen fotografieren [Teil 1 – Planung]

Bestimmt haben die meisten schon Fotos von durch Wassertropfen bewegtem Wasser gesehen. Diese Momentaufnahmen zeigen bizarre Formen, zu deren Erfassung unser Auge nicht in der Lage ist, weil sie nur Bruchteile von Sekunden bestehen. Mit ein Wenig Geduld und geeigneter Technik lassen sie sich jedoch in Fotos für immer einfrieren.

Da ich selbst spontan und ohne viel vorheriger Recherche erste Versuche gemacht habe, möchte ich euch in diesem kleinen Mehrteiler-Tutorial meine Herangehensweise schildern.

  1. Planung
  2. Fotografieren
  3. Nachbearbeitung […in Kürze]

Sieben Sachen — Was brauche ich?

Unverzichtbar sind eine Kamera, bei der ihr Belichtungszeit und Blende manuell einstellen könnt, ein separater Blitz, Stative für Kamera und Blitz sowie ein Glasgefäß und eine Wasserflasche. Für schönere Ergebnisse solltet ihr euch noch einen Hintergrund basteln. Natürlich nur sofern ihr nicht eh eine Hohlkehle besitzt.

Vorbereitung

Der Hintergrund

Da ich nicht zu denjenigen gehöre, die die soeben erwähnte Hohlkehle ihr Eigen nennen dürfen, habe ich mir schon vor einiger Zeit im Bastelladen nebenan einen weißen und einen schwarzen A0-Bogen Zeichenkarton besorgt – Kostenpunkt je ca. 2€. Dieser wird einfach an einer senkrechten Fläche befestigt, sodass sein anderes Ende auf einer waagerechten Fläche aufliegt. Der Bogen biegt sich somit um einen 90° Winkel und bildet eine weiche Kurve, an der keine sichtbare Kante zwischen Boden und Wand entsteht. Für das Wassertropfenexperiment habe ich den schwarzen Karton gewählt, da dieser einen höheren Kontrast zu den durch den Blitz strahlenden Wassertropfen besitzt.

Aufbau

"Studio"-Aufbau

Die Kamera platziere ich schräg vor meiner DoItYourself-Hohlkehle. Dabei ist das Stativ so eingestellt, dass sie bequem in das Glasgefäß hineinschauen kann, aber auch nicht zu steil zur Wasseroberfläche ausgerichtet ist. Der Blitz steht auf der anderen Seite der Hohlkehle und blickt  etwas mehr als 90° zur Kamera versetzt auf das Glas. Er ist tiefer platziert, sodass Licht von schräg unten auf das Wasser treffen wird. Das Glasgefäß selbst steht mittig auf der Hohlkehle und ist gut mit Wasser gefüllt.

Jetzt brauchen wir noch Wassertropfen. Diese erzeuge ich, indem ich Wasser durch den mit einem Korkenzieher angebohrten Verschluss einer Wasserflasche laufen lasse. Je nach Füllstand der Flasche und Größe des Lochs bilden sich so besser oder schlechter geeignete Tropfen.

Technische Überlegung

Weil der Wassertropfen aus dem freien Fall auf die Wasseroberfläche trifft, benötigen wir eine sehr kurze Belichtungszeit, um diesen Vorgang scharf abzubilden. Damit wir zudem genügend Reserven in der Schärfentiefe haben, muss eine kleine Blende gewählt werden. Sonst flöge der Tropfen unter Umständen aus unserem Schärfebereich heraus. Bei meinem 105mm-Makroobjektiv, welches ungefähr 50cm vom Schärfepunkt entfernt ist, benötige ich Blende 20. Daraus resultiert zwangsläufig die Anforderung stark zu blitzen, da sonst nicht ausreichend Licht in kurzer Zeit durch die winzige Blende auf den Sensor gelangen kann.

Als kürzeste Belichtungszeit ergibt sich für mich 1/200s. Dieser Wert entspricht der Blitzsynchronzeit und beschreibt den schnellsten Belichtungsvorgang, den meine Kamera bei voll freigelegtem Sensor durchführen kann. Unter natürlichen Bedingungen wären 1/200s noch etwas knapp, um hierbei Bewegungsunschärfe effektiv zu vermeiden. Dank der kleinen Blende, durch die bei der gewählten Belichtungszeit so wenig Licht dringt, dass der Sensor es nicht erfasst, wird die Abbrennzeit meines Blitzes defacto zur realen Belichtungszeit. Das heißt, mein Objekt wird nur für die wenigen Tausendstel Sekunden, in denen der Blitz Licht liefert, belichtet.

Die Konfigurationen hier noch einmal auf einen Blick:

  • 1/200s Belichtungszeit bei f/20 und 105mm
  • Blitzleistung bei 1/2, Abstand zum Objekt ca. 40cm (Blitz Yongnuo YN568EX)